Es war mächtig etwas los in den vergangenen Jahrhunderten in der Pfalz. Einst von Kelten bewohnt, später von den Römern erobert, dann von den Germanen besiedelt. Es folgten die Alemannen, darauf die Franken. Wilde Konglomerate verschiedenster Terretorien, diverse Herrscher, französische Revolutionskriege, Zugehörigkeit zu Bayern, dann wieder mal zu den Franzosen, oder dem Völkerbund, ein Durcheinander der Verwaltungen und Regierungen.
Aber ist es ein Wunder? Für so ein schönes Fleckchen Erde zog man gerne mal in den Krieg. Heute kann die Eroberung der Pfalz gewaltfrei ablaufen. Eine anständige Landkarte, ein paar gute Tips, ein Motorrad und schon kann es losgehen.Ausgangspunkt unseres Feldzugs ist Kaiserslautern, ganz am nordwestlichen Rand des Pfälzer Waldes gelegen und nicht nur Fußballfans bestens bekannt.Vorbei an der Uni verlassen wir "K'Town" wie die knapp 50000 hier stationierten Amerikaner ihre Stadt nennen und fahren gen Süden. Schnell liegen die letzten Häuser hinter uns und promt stecken wir mitten im Grün. Die ersten Kurven tun sich auf und bald finden wir uns am Johanniskreuz wieder, dem angesagtesten Motorradtreff der Region. Viel ist hier am frühen Morgen noch nicht los, also geht es gleich weiter, heute abend ist schließlich auch noch Zeit für Klatsch und Tratsch unter Mopedfahrern. Nur wenige Meter hinter dem Johanniskreuz verlassen wir die landschaftlich schöne B48. Die führt weiter geradeaus, mitten durch den Pfälzerwald und ist eigentlich eine Traumstrecke. Aber kräftige Geschwindigkeitsbeschränkungen, die von der grünen Rennleitung häufig kontrolliert werden, trüben den Spaß. Und an reizvollen Nebenstrecken mangelt es in der Pfalz nun wirklich nicht. Genau solch eine haben wir jetzt unter den Reifen. Über Heltersberg lenke ich die RT nach Waldfischbach- Burgalben an den Rand des Naturparks und gleich wieder zurück, den Schildern nach Leimen folgend.Viele Kilometer Kurven versprechen die amtlichen Verkehrsschilder. Schilder über die man sich als Moppedfahrer mal freuen kann. Die Route über Leimen ist Bestandteil der deutschen Schuhstraße, eine touristische Route durch das ehemalige Zentrum der Schuhindustrie, aber auch ein Teil der Deutsch- Französischen Touristikroute. Ein Zeichen dafür, wie nahe wir hier an der französischen Grenze sind.Fahrspaß garantiert. Zwischen dem Großen Hundsberg und dem Hesselsberg schlägt die Landstrasse Haken in alle Himmelsrichtungen.
Entlang des Flüßchens Rodalbe streifen wir Pirmasens, halten uns vom städtischen Trubel fern, lassen uns immer weiter nach Süden treiben, über Fischbach bei Dahn und schließlich nach Budenthal. Bildschöne Fachwerkhäuser, Bauten aus Sandstein der Region, interessantes Pflaster und ein sehenswerter Brunnen machen das kleine Nest zu einem echten Hingucker.
Von hier aus sind es nur noch wenige Meter bis Dahn, dem Zentrum des Dahner Felsenlandes mitten im Wasgau. Überall ragen hier skurril geformte Felsentürme und Formationen steil in den Himmel. Nicht umsonst gilt die Region als der Traum zahlreicher Kletterer. Und natürlich ist Dahns Wahrzeichen auch ein Fels, der 70 Meter hohe Jungfernsprung, der hoch über der Stadt aufragt. Der Name lässt es vermuten- laut Sage stürzte sich einst hier eine holde Jungfrau auf der Flucht vor einem üblen Burschen in die Tiefe. Wo sie aufkam, sprudelte fortan eine Quelle. Dass sie den Sprung unverletzt überstand macht die Geschichte nicht unbedingt glaubhafter. Die Freizeitsportler die heute in den Felsen herumkraxeln gehen lieber auf Nummer sicher und seilen sich an.
Einige Schräglagen später finden wir uns in Annweiler zu Füßen der Burg Trifels wieder. Unter den Pfälzischen Festungen ist sie eine Ausnahmeerscheinung. Die mächtige Kaiserburg liegt auf einem Felsplateau, gut 300 Meter über dem Ort. Hier schmorte Richard Löwenherz als Gefangener, und er war nicht der Einzige, der hier im Laufe der Jahrhunderte einsaß. Heute geben sich rund 100000 Besucher im Jahr die Klinke in die Hand. Natürlich schlendern wir auch durch das Gemäuer und staunen vor allem über die Nachbildung der Reichs- Insignien. So eine Krone ist schon eine schmucke Sache.
Eine ganze Reihe Kilometer wieter passieren wir die Ortstafel von Bad Bergzabern.Wie so viele Pfälzer Städtchen ist auch dieser Kurort absolut sehenswert. Wir rollen durch die Gassen entlang schmuker Fassaden und vorbei am Schloss, dem Wahrzeichen Bad Bergzaberns. Noch ein kurzes Stück und wir finden uns auf der Deutschen Weinstrasse wieder. die unübersehbaren Weinstöcke stehen rechts und links der Straße Spalier, tragen dicke Trauben. In den kleinen Orten wird in jedem dritten Haus Pfälzer Wein angepriesen, leckeres Obst steht am Strassenrand zum Verkauf und Wirtschaften buhlen um Kundschaft. Da kann man nicht wiederstehen, in der Sonne sitzend schlagen wir uns den Bauch voll. Dazu gibts zwar nur Alkoholfreies, zwei Flaschen Spätburgunder finden allerding den Weg iin die Motorradkoffer.
Gleich hinter Burrweiler wird es schlagartig ruhig auf der Straße. Kein Wunder, sind wir doch von der Weinstraße abgebogen, folgen nun einer großen Runde um den Schänzelturm. Die führt mitten durch die Haardt, einem knapp 90 Kilometer langen Höhenzug der auch gleich die höchste Erhebung des Pfälzer Waldes trägt, den 673 Meter hohen Kalmit. mit Burgen und Türmen ist das Land reich gesegnet, Ruine Ramberg, Ruine Modeneck und Ruine Scharfeneck liegen nur wenige Kilometer auseinander, und Aussichtstürme erheben sich auf jedem vierten Hügel und bieten fantastische Blicke in die Region. Bei Edenkoben stoßen wir dann auf den Rand des Naturparks Pfälzer Wald. Vorbei an Maikammer sind es nur noch wenige Kilometer bis Neustadt an der Weinstraße. Das quirrlige Touristenstädtchen hat unter anderem den Elwetritschenbrunnen zu bieten. Bei Elwetritsche handelt es sich um ein vogelähnliches Wesen, das in der Pfalz weit verbreitet sein soll. Seine Herkunft entspricht etwa dem süddeutschen Wolpertinger, was wohl erklärt, weshalb noch nie ein lebendiges Exemplar gesichtet oder gar gefangen wurde.
Auf der B39 gen Nordwesten ist Eile mit Weile angesagt. Wie überall im Pfälzerwald werden Geschwindigkeitsbeschränkungen gerade auf Bundesstrasßen häufig kontrolliert und wer will schon zu Fuß nach Hause gehen. Kurz hinter Lambrecht biegt die deutsch-französische Touristikroute nach links ab, in das idyllische Speyerbachtal. Eine fantastische Motorradstrecke, die enorm kurfenreich den Naturpark durchschneidet. Eigentlich eine ideale Route, gäbe es da nicht die Verkehrsschilder zu beginn der Strecke. die besagen nämlich, dass motorisierte Zweiradfahrer ausgesperrt sind , zumindest Freitags und am Wochenende. Das wundert nicht wirklich, die Entwicklung der Unfallzahlen auf diesen Abschnitt war erschreckend.Ähnliche Überlegungen gibt es auch für die B48 zwischen Hochspeyer und Rinnthal. Hier hat sich jedoch sogar die Polizei dagegen gewehrt, fürchtete man doch die Verlagerung des Motorradverkehrs auf die Nebenstrecken.
Wir bleiben auf der B39, geniesen noch ein wenig die Schwünge bis Hochspeyer. Dann geht es auf besagter B48 erneut gen Süden, der Deutschen Alleenstraße folgend, die uns wieder zum Johanniskreuz bringt.
Dort steppt inzwischen der Bär. Wie fast an jedem sonnigen Tag treffen sich hier unzählige Motorradfahrer zum Quatschen, zum Sehen und Gesehen werden. Im Sommer sind es schon mal bis zu Tausend pro Tag, und selbst an Heiligabend gibt es hier das legendäre Treffen. Im Biergarten gleich am Straßenrand kühlen wir uns mit Wasser und Apfelschorle ab und lassen die Stärkung mit zwei Cappuccino auf dem Fuß folgen. Der vorherige Blick in die Speisekarte wäre nicht schlecht gewesen. Dass wir für die vier Getränke stolze 18 Euro bezahlen sollen, zeugt schon von einem gewissen Monopol des Wirts.
Das kann uns aber den Spaß an unsere Pfalztour ganz sicher nicht nehmen. Längst haben wir beschlossen, noch einmal hier aufzukreuzen. Dann allerdings an einem Werktag, schließlich wartet ja noch das Speyerbachtal auf uns.